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Hilft der Klimawandel den Bienen?

...das haben wir den Imker und Diplom-Biologen Wolfgang Fremuth gefragt. Mit seiner Frau imkert und bewirtschaftet er seit 35 Jahren mehrere Bienenvölker mit Ständen im Drachenfelser Ländchen bei Wachtberg und rechtsrheinisch im Ennert, zwischen Bonn, Beuel und Oberkassel.

WILA Bonn: Sind Sie als Imker durch Veränderungen des Klimas konfrontiert und wie spüren Sie das konkret?

Wolfgang Fremuth: Wir beobachten immer mehr Wetterkapriolen, die sicherlich im Zusammenhang mit der Klimaveränderung zu sehen sind. So hatten wir in 2016 eine Starkregenperiode in einer Zeit, in der wir unsere Königinnen züchteten. Daher war bei vielen Imkerkollegen wie auch bei uns die Königinnenzucht durch die Regenperiode "ins Wasser gefallen". Während dieser Zeit blühte auch die Linde, ebenfalls eine wichtige Sommertracht für unsere Bienen, die aufgrund des schlechten Wetters nicht genutzt werden konnte. Durch die Starkregenfälle im vergangenen Jahr wurden auch einige Imkerkollegen an ihren Bienenständen überrascht und so manches Volk ist den Wassermassen zum Opfer gefallen. Wir wurden davon erfreulicherweise verschont, doch können auch uns solche Wetterereignisse in dieser Form treffen.

Seit einigen Jahren beobachten wir auch Klimaveränderungen durch frühere Blühphasen der Trachtpflanzen. In 2017 war das sehr auffällig. Bereits Mitte März sind die Süßkirschen aufgeblüht, schon wenige Tage danach öffneten auch die Rapsfelder ihre Blüten und schließlich standen Mitte April auch die Apfelbäume in voller Blüte. Normalerweise sind die Rapsfelder frühestens Ende April oder Mitte Mai in voller Blüte. Bis dahin entwickeln sich die Bienenvölker gut, so dass sie die Fülle an blühenden Pflanzen voll nutzen können. 2017, durch den sehr frühen Blütenbeginn beim Obst aber auch bei wichtigen anderen Nektarspendern wie etwa der Salweide, waren die Bienenvölker in den meisten Fällen noch nicht stark genug, um den explosionsartig eintretenden Nektarüberfluss auch gut nutzen zu können.


WILA Bonn: Wie können sich Imker auf den Klimawandel einstellen und wie können wir helfen?

Wolfgang Fremuth: Wenn die Nahrungspflanzen der Bienen verschwinden, leiden sie an Nahrungsmangel. Dies kann durch erhöhte Temperaturen und wie oben beschrieben durch die Verschiebung der Blühphasen passieren. Wir werden durch die Klimaveränderungen möglicherweise längere blütenfreie Perioden im Jahr haben, da die Blühphasen der wichtigen Trachtpflanzen früher und komprimierter kommen. Daher wird es größere Trachtlücken geben, die wir Imker kompensieren müssen.

Die EU-Kommission hat ein sogenanntes "Greening-Programm" aufgelegt. Hier werden Landwirte subventioniert, wenn sie breite Streifen ihrer Landwirtschaftsflächen mit speziellen nektarspendenden Pflanzen einsäen. Wir konnten mit unseren Bienenständen in Oberholtorf im vergangenen Herbst von diesem Programm profitieren. Ein benachbarter Bauer hat breite Streifen mit Weißklee, Phacelia, Sonnenblumen und anderen Pflanzen im Spätsommer eingesät. Diese wurden von unseren Bienen natürlich mit großer Freude besucht und wir konnten bei diesen Völkern auf die Wintereinfütterung fast komplett verzichten, da sie aus den Greening-Streifen sehr viel Nektar eintragen konnten. Das wünschen wir uns natürlich in der Zukunft noch mehr vor allem zur Überbrückung der trachtfreien Zeiten, die sicherlich in der Zukunft zunehmen werden.

Link zur Imkerei Fremuth
www.imkerei-fremuth.de

 

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